Erhöht Erythrit das Herzinfarkt- und Schlaganfall-Risiko? Nein, keine Sorge!
Bestimmt hast du von einer neuen Studie gehört, die behauptet, dass Erythrit das Herzinfarkt- und Schlaganfall-Risiko erhöht. Diese Nachricht hat viele Menschen verunsichert. Wir möchten dir hier die Hintergründe erläutern und zeigen, warum die Schlussfolgerungen dieser Studie mit Vorsicht zu genießen sind.
Zusammenfassung der Studie
Die Studie von Witkowski et al. untersuchte den Zusammenhang zwischen zirkulierendem Erythrit und dem Risiko schwerwiegender kardiovaskulärer Ereignisse (MACE: Tod, Herzinfarkt oder Schlaganfall). Dabei wurde Erythrit als einer der Spitzenkandidaten für eine Assoziation mit MACE identifiziert. Allerdings wurde dabei nicht zwischen endogen (im Körper) produziertem und durch die Nahrung aufgenommenem Erythrit unterschieden.
Bei Patienten mit erhöhtem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wurde in der Studie ein erhöhter Erythrit-Wert im Blut festgestellt. Davon wurde abgeleitet, dass erhöhte Erythrit-Werte Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen. Also kann man nun doch davon ausgehen, dass Erythrit schlecht für die Gesundheit ist? Nein! Und ich erkläre dir, warum:
Fehlende Daten zur Nahrungsaufnahme
Die Teilnehmer der Studie wurden nicht nach ihrem Konsum von Erythrit gefragt. Dies ist ein bedeutender Schwachpunkt, da die Studie somit keine Rückschlüsse auf die Auswirkungen von Erythrit in der Nahrung zulässt.
Viele der Studienteilnehmer wurden zu einer Zeit eingeschlossen, bevor Erythrit als gängiges Süßungsmittel verbreitet war.
Unser Körper stellt tatsächlich selbst Erythrit her, und gerade bei Menschen, die bereits an einem metabolischen Syndrom, z. B. Bluthochdruck, Insulinresistenz oder Fettstoffwechselstörungen leiden, wird vermehrt Erythrit endogen, also im Körper, hergestellt, was die Erythrit-Werte im Blut natürlich erhöht.
Keine eindeutige Kausalität
Die Studie zeigt eine Korrelation zwischen hohen Erythrit-Werten im Blut und einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, aber keine Kausalität. Viele der Studienteilnehmer litten bereits an Krankheiten, die selbst die Erythrit-Produktion erhöhen können.
Es gab insgesamt 2149 US-Teilnehmer.
Von diesen hat die Hälfte bereits einen erhöhten HbA1c-Wert und damit ein erhöhtes Risiko für Diabetes.
1346 Teilnehmer waren bereits übergewichtig.
797 Teilnehmer hatten bereits einen Herzinfarkt!
Eine relevante Anzahl an Teilnehmern hat andere Erkrankungen, wie Nierenschäden, schlechte Cholesterin-Werte, Diabetes oder Bluthochdruck.
Mehr Hype als Substanz: Eine Analyse von Peter Attia
Peter Attia und Kathryn Birkenbach haben ebenfalls eine kritische Analyse der Studie vorgenommen und betonen, dass diese Ergebnisse keinen Grund zur Panik darstellen. Sie heben hervor, dass die Studie keine Daten zur Erythrit-Zufuhr durch die Ernährung gesammelt hat, was bedeutet, dass keine Rückschlüsse auf die Auswirkungen des Erythrit-Konsums gezogen werden können.
Die Autoren weisen darauf hin, dass die Studienergebnisse auf endogene Erythrit-Produktion zurückzuführen sind, die durch metabolische Prozesse wie den Pentosephosphatweg erfolgt. Dieser Prozess wird durch oxidative Stress, Entzündungen, Diabetes, Adipositas und andere systemische und metabolische Störungen verstärkt, die ebenfalls das kardiovaskuläre Risiko erhöhen.
Attia und Birkenbach stellen klar, dass die Korrelation zwischen zirkulierendem Erythrit und kardiovaskulären Ereignissen höchstwahrscheinlich das Ergebnis eines „dritten Variablenproblems“ ist – einer Situation, in der zwei nicht verwandte Variablen aufgrund einer dritten, unbekannten Variable korreliert erscheinen. In diesem Fall ist die unbekannte Variable die allgemeine metabolische Gesundheit, die sowohl das kardiovaskuläre Risiko als auch die Erythrit-Produktion beeinflusst.
Fazit:
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Studie von Witkowski et al. keinerlei hinreichende Beweise dafür liefert, dass der Konsum von Erythrit das Risiko für Herzinfarkte oder Schlaganfälle erhöht.
Die Ergebnisse sind eher auf die endogene Produktion bei bereits kranken Menschen zurückzuführen. Erythrit bleibt ein sicherer Zuckerersatz für Menschen, die Zucker und Kohlenhydrate vermeiden wollen.
Ist Erythrit vielleicht sogar gesünder als gedacht?
Erythrit, ein Zuckeralkohol, der seit vielen Jahrzehnten erforscht wird, hat zahlreiche Langzeitstudien an Tieren und Menschen durchlaufen.
In keiner dieser Studien wurde ein Effekt beobachtet, wie er in der betreffenden Studie suggeriert wird.
Tatsächlich zeigten frühere Untersuchungen, dass Erythrit antioxidative Eigenschaften besitzt und Gefäße schützt.
Eine aktuelle Studie an 24 Typ-2-Diabetikern, die vier Wochen lang täglich 36 Gramm Erythrit konsumierten, zeigte vielversprechende Ergebnisse.
Die Untersuchungen ergaben, dass der Konsum von Erythrit die Funktion des Endothels (Zellschicht an der Innenfläche der Blut- und Lymphgefäße) verbesserte.
Der tägliche Konsum von Erythrit führte zur Senkung des zentralen Pulsdrucks und einer tendenziellen Verringerung der Pulswellengeschwindigkeit. Das bedeutet, dass Erythrit den Blutdruck verbessern kann, was zur Reduzierung des Risikos kardiovaskulärer Erkrankungen beitragen könnte.
Die Vorteile von Erythrit auf einen Blick
- Kalorienfrei: Erythrit hat keine Kalorien.
- Zahnfreundlich: Im Gegensatz zu Zucker trägt Erythrit nicht zur Kariesbildung bei. Es wird nicht von den Bakterien im Mund fermentiert, was bedeutet, dass es keine Säuren freisetzt, die den Zahnschmelz zerstören können.
- Blutzuckerspiegel: Erythrit hat keinen Einfluss auf den Blutzuckerspiegel, was es für Menschen mit Diabetes oder Insulinresistenz zu einer sicheren Alternative macht.
- Verträglichkeit: Erythrit wird in der Regel gut vertragen und hat nur selten Nebenwirkungen wie Blähungen, Magenkrämpfe oder Durchfall, die bei anderen Zuckeraustauschstoffen wie Xylit, Maltit oder Sorbitol häufig auftreten können.
- Geschmack: Erythrit hat einen ähnlichen Geschmack wie Zucker und kann in vielen Rezepten als Ersatz verwendet werden, ohne den Geschmack oder die Textur des Lebensmittels zu beeinträchtigen.
- Keine verwertbaren Kohlenhydrate: Dadurch, dass Erythrit keine verwertbaren Kohlenhydrate hat, ist es ideal für die Low-Carb & ketogene Ernährung geeignet.
Und was genau ist Erythrit?
Erythrit, ein natürlicher Zuckeralkohol, hat sich als wertvolle Alternative zu herkömmlichem Zucker etabliert. Gewonnen durch Fermentation von Glucose, bietet Erythrit die Süße ohne Kalorien, was es besonders für kalorienbewusste Verbraucher attraktiv macht.
Sein glykämischer Index von Null bedeutet, dass es den Blutzuckerspiegel nicht beeinflusst, ideal für Diabetiker und Personen auf kohlenhydratreduzierten Diäten. Zudem wird Erythrit fast vollständig absorbiert und ausgeschieden, wodurch es gastrointestinale Beschwerden vermeidet, die andere Zuckeralkohole häufig verursachen.
Es unterstützt sogar die Zahngesundheit, da es nicht zur Kariesbildung beiträgt. Erythrits Fähigkeit, zuckerähnliche Süße ohne negative Gesundheitseffekte zu liefern, macht es zu einer ausgezeichneten Wahl für eine gesündere Ernährung.
Die Nachteile von Zucker?
Zucker kann verschiedene Risiken für die Gesundheit haben, insbesondere wenn er regelmäßig oder in großen Mengen konsumiert wird.
Hier sind einige mögliche Risiken:
- Gewichtszunahme: Zucker enthält viele Kalorien, und der Verzehr großer Mengen kann zu einer Gewichtszunahme führen, die wiederum das Risiko für viele Gesundheitsprobleme wie Diabetes, Herzerkrankungen und Schlaganfälle erhöht.
- Diabetes: Ein übermäßiger Zuckerkonsum kann das Risiko für Typ-2-Diabetes erhöhen, indem er die Insulinresistenz fördert und den Blutzuckerspiegel erhöht.
- Karies: Zucker kann das Risiko für Karies erhöhen, indem er die Bakterien im Mund füttert, die für die Zersetzung von Zahnbelag und Zahnschmelz verantwortlich sind.
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Eine hohe Zufuhr von Zucker kann zu hohen Blutzucker- und Blutfettwerten führen, was das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Schlaganfall und Herzinfarkt erhöht.
- Entzündungen: Ein hoher Zuckerkonsum kann Entzündungen im Körper fördern, was wiederum mit vielen Gesundheitsproblemen wie Arthritis, Alzheimer und Krebs in Verbindung gebracht wird.
Zusammengefasst bleibt Erythrit ein empfehlenswertes Süßungsmittel für Menschen, die Zucker und Kohlenhydrate vermeiden wollen. Trotz der Schlagzeilen gibt es derzeit keine ausreichenden Beweise dafür, dass der Konsum von Erythrit gesundheitsschädlich ist. Wir empfehlen weiterhin, Erythrit als ideales Süßungsmittel in Betracht zu ziehen und nicht auf die Panikmache hereinzufallen.
Quellen:
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